Waiting for you

By 10 Juni 2014Senza categoria

Eigentlich muss man nicht viel dazu sagen. Außer dass man sich zum Hören Zeit nehmen sollte. Denn die Musik von Franz Hellmüller, Stefano Risso und Marcel Papaux hat einen eigenen Fluss, der sich nicht bei jeder Gelegenheit erschließt. Nebenbei hören geht eigentlich gar nicht. Eher Platz nehmen, die Sinne schärfen und den Musikern auf den Pfaden der Intuition folgen.

Es ist ein entrückter Weg. Sicher, wer will, der entdeckt im Konzept ein bisschen Abstraktion, wie sie in den Siebzigern entwickelt wurde. Außerdem ferne Bezugnahmen auf die Größen des Geschäfts, aber die sind schon nicht mehr eindeutig identifizierbar. Denn das Trio arbeitet intrinsisch. Es entwickelt die kollektive Klanggestalt aus dem Ineinander der Aktionen, für sich selbst.

Das ist ungewöhnlich, besonders für Gitarristen. Franz Hellmüller verzichtet auf vieles, was das Bild seines Instruments üblicherweise bestimmt. Er bleibt überwiegend bei einem Sound, spart sich Effekte, mit Ausnahme von etwas Hall und dezenter Verzerrung. Wird es doch einmal lauter, dann im Kontext einer Dramaturgie, die Dynamik fordert. Harmonik wird offen verstanden, als Farbe, Option, weniger als Normvorgabe, die man mit Skalen füllen muss.

 

Dafür treten Melodik und Linienbildung in den Vordergrund. Das ist eine rhapsodische Technik des Erzählens, die komplementär mit den Erwartungshaltungen der Partner und auch der Hörer arbeitet. Virtuosität bleibt dabei ein Mittel, nicht Zweck des Musizierens. Sie wird beiläufig gepflegt, als Bestandteil eines Ganzen, vorhanden, wenn sie im Rahmen der gemeinsamen Klanggestalt Sinn macht.

Diese Offenheit ist riskant, denn sie kann schnell auf Kosten der Spannung gehen. Aber Stefano Risso und Marcel Papaux wirken wie Gegengewichte der Balance. Auch sie sind Stoiker des Klangs, in der Lage, mächtige Räume wachsen zu lassen, aber im Kern darauf bedacht, die Feinheiten der Trialogs zu wahren. Ein sehr ursprüngliches und zugleich kunstvollen Konzept.

Und deshalb muss man eigentlich zu dieser Musik nicht viel sagen. Sie ist auf faszinierende Art in sich rund, kammerjazzig experimentell, ohne zu protzen, getragen von einer Einheit an sich divergierender, eigenwilliger Charaktere, wie sie nur in Musik erreicht werden kann, die auf Eitelkeiten zugunsten der gemeinsamen Gestaltungskraft verzichtet. Man braucht Muße, um diesen Energien unter der Oberfläche zu entdecken. Aber dann ist es ein Stück Glück, daran teilhaben zu dürfen.

Ralf Dombrowski